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Was bedeutet für euch persönlich Nachhaltigkeit und wie habt ihr Zugang zu diesem Thema gefunden?

Für uns hat Nachhaltigkeit vor allem etwas mit dem Bewusstsein zu tun, dass jede Entscheidung, die man trifft, jemand anderen direkt oder indirekt mitbeeinflusst. Das kann die Entscheidung sein, ein Schuhpaar zu kaufen. Durch unsere Entscheidung und unser Interesse daran zu erfahren unter welchen Umständen dieses Paar produziert wurde, beeinflussen wir unmittelbar die Arbeiter und deren Lebensumstände in der Wertschöpfungskette und die Umwelt, die durch die Produktion der Rohmaterialien belastet wird. Dieses Bewusstsein lässt sich aber natürlich nicht nur auf die Kaufentscheidungen im Modemarkt, sondern auch auf unser grundsätzliches Verhalten, wie zum Beispiel die Entscheidung Müll zu trennen, ausweiten.

Wirklich Zugang haben wir zum Thema erst bekommen, als wir mit CANO begonnen haben und uns tiefgehender mit den Arbeits- und Umweltbedingungen in der Modeindustrie auseinandergesetzt haben. Ab diesem Moment war uns klar, dass wir dieses Thema nicht nur bei unserer Produktion berücksichtigen wollen, sondern auch weiter in den Köpfen der Konsumenten voranbringen möchten. Dies war auch ein großer Beweggrund mehr in Richtung Transparenz zu gehen und unsere Transparenzplattform retraced zu gründen.

 

Wie entstand die Idee, ein nachhaltiges Schuhlabel zu gründen?

Philipp hat 2014 ein Auslandssemester in Guadalajara, Mexiko, gemacht. Dort ist er das erste Mal auf die einzigartige Handwerkskunst der Huaraches gestoßen und war direkt begeistert. Sofort ist er zu dem Entschluss gekommen, diese Kunst stärker in Europa hervorzuheben und der Grundstein für CANO war gelegt.

2016 wurde CANO dann offiziell gegründet. Die Nachhaltigkeit bei unseren Schuhen war von Anfang an wichtig für uns. Vor allem faire Arbeitsbedingungen standen für uns immer im Fokus, da wir davon überzeugt sind, dass unsere Artisans durch ihren Einfluss auf unsere Produkte, großen Anteil an dem Erfolg von CANO haben. Somit ist es nur fair, dass nicht nur der Konsument oder wir von CANO profitieren, sondern auch unsere Artisans hinter dem Produkt.

 

Warum ist eine nachhaltige Produktion für euch so relevant?

Mode soll den Menschen Freude bringen. Diese sollte aber nicht nur auf den Konsumenten beschränkt sein. Warum können nicht alle, die an der Mode beteiligt sind, von diesem Markt profitieren? Ein schöner Gedanke, der aber lange nicht mehr berücksichtigt wurde. Vor allem durch die starke geografische Trennung zwischen den Konsumenten und den Machern von Mode, haben wir wenig bis überhaupt keine Aufmerksamkeit an diesen Gedanken verschwendet.

Deshalb haben wir es uns als Vision gemacht, den Konsumenten und Macher von Mode wieder näher zusammenzubringen. Wir glauben, dass hier Transparenz die einzige Möglichkeit bietet um genau das zu schaffen.

 

Welche Herausforderungen ergeben sich für eure Produktionsstandards aus eurem hohen Anspruch an Qualität und Nachhaltigkeit?

Wenn man Mode produziert, muss man immer daran denken, dass man dies für eine Konsumentengruppe macht. Dabei müssen auch die Bedürfnisse dieser Gruppe mit bei der Produktentwicklung einfließen. Ein Produkt von höchster Qualität und Nachhaltigkeit zu erstellen, ist nicht schwierig. Der Preis darf dabei aber nie vergessen werden. Am Ende muss der Kunde bereit sein für das Produkt zu bezahlen. Wird es zu teuer, wird man nicht erfolgreich sein und keine Abnehmer für seine Produkte finden.

 

Was ist die Retraced-App?

Seit über einem Jahr setzen wir uns intensiv mit dem Thema Transparenz auseinander. Anfangs wollten wir nur für unsere nachhaltige Schuhmarke CANO die Gesichter hinter unseren Produkten zeigen, um unsere Kunden und unsere Artisans näher zusammenzuführen. Nachdem wir sehr positive Resonanz sowohl von Kundenseite als auch von anderen Brands bekommen haben, haben wir uns dazu entschieden unsere Transparenzlösung weiter auszubauen und für alle Modemarken zugänglich zu machen.

Ziel ist es dabei, Daten aus der Wertschöpfungskette einzusammeln. Diese Daten dann auszuwerten und dem Endkonsumenten über eine App zu präsentieren, sodass diese vertiefende Einblicke zum Produkt erhalten

 

Wo werden Cano Shoes bereits angeboten und welche Vertriebskanäle möchtet ihr in Zukunft erschließen?

Wir haben eigentlich als direct-to-consumer Brand angefangen und haben ausschließlich über unsere eigene Website verkauft. Seit einem guten Jahr haben wir aber auch angefangen an erste Boutiquen und Concept-Stores unsere Schuhe zu verkaufen. Für uns ist gerade auch der Einzelhandel spannend geworden, da dieser uns ermöglicht den Kunden mehr Informationen zu unserem Produkt zu präsentieren.

 

Wie bewertet ihr die Relevanz von Nachhaltigkeit für den Einzelhandel?

Bereits relevant und in Zukunft noch relevanter. Wir merken, dass von Tag zu Tag Nachhaltigkeit an Bedeutung gewinnt. Menschen wollen mehr wissen und informieren sich. Kunden konsumieren nicht mehr passiv, sondern setzen sich immer aktiver mit den Produkten beim Einkauf auseinander. Vor allem durch das Internet und die sozialen Medien verbreitet sich der Aufruf nach nachhaltigem Konsum. Somit wird auch der Einzelhandel immer mehr damit konfrontiert werden. Wichtig ist dabei vor allem zu bedenken, dass der Einzelhandel immer den Trend in 6 Monaten vorhersehen muss. Entwickelt sich der Wunsch nach Nachhaltigkeit weiter so stark, sollte jeder in seinem Geschäft auch nachhaltige Produkte anbieten.

 

Welche Rolle spielt für euch der Standort Düsseldorf?

Das Arbeitsumfeld hier ist super für uns und wir sind froh Düsseldorf als unseren Standort gewählt zu haben. Das liegt zum einen daran, dass die Infrastruktur in Düsseldorf sehr gut ist und vor allem auch der Fokus auf Start-Ups immer stärker wird. Dann ist es natürlich toll, dass wir hier in einer Modestadt sind. Sowohl für CANO als auch für retraced ist das ein riesiger Vorteil und bietet uns viele Möglichkeiten. Deshalb haben wir bis jetzt keinen Gedanken daran verschwendet von hier wegzugehen.

 

Weitere Informationen unter: https://thecanoshoe.com/de/